Deutsche Sprachgeschichte
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Zu den unregelmдЯigen Verben gehцren im Ahd. folgende Verben : 1. tuon, gкn, stкn; 2. sнn; 3. wellen ( wollen )

Die Prдsensformen dieser Verben sind unregelmдЯig, da sie im Gegensatz zu den regelmдЯigen Verben des Ahd. keinen Themavokal haben, und die Personalendungen werden unmittelbar an das Wurzelmorphem angefьgt. Aus diesem Grunde nennt man sie athematische Verben. AuЯerdem haben sie in der 1.P. Sg. Prдsens eine archaische gemeinindoeuropдische Personalendung -m ( ai. -mi, griech. - mi, altruss.есмь ,lat. sum.)

Prдsens Singular.

1. tuo -m stк-m( ste-n ) sta-m gк-m (=) gв-m ( ga-n)

2. tuo-s(t) ste-s(t) sta-s (t) ge-s(t) ga-s(t)

3. tuo-t ste- t sta-t ge-t ga-t

Plural

1. tuo-mes stк-mкs gк-mкs gвm-es

2. tuo-t ste-t ge-t ga-t

3. tuo-ut stк-n gк-nt gв -nt

Das Verb tuon besitzt auЯerdem eine eigenartige Prдteritumform, z.B. 1.P.Sg. teta, die durch Reduplikation gebildet ist.

Prдteritum

Sg. 1. teta tвtum ( un ) Pl.

2. tвti tвtut

3. teta tвtun

Das P. II. hat die starke Form gitan.

Die Verben gвn, gкn,stвn, stкn sind kurze zusammengezogene Formen der Verben gangan und stantan . Im Prдteritum und im P.II haben sie vollstдndige Formen.

Prдt. Sg. gieng - Prдt. Pl. giengum - PII. gigangan

stuont stuontum gistantan

2. wesan, sнn. In allen i / e Sprachen hat das Verb des Seins ein aus verschiedenen Wurzelmorphemen zusammengesetztes Paradigma. In den germanischen Sprachen beteiligen sich am Paradigma dieses Verbs folgende Wurzelmorpheme :

a) das i / e Wurzelmorphem es - und seine Nullstufe s - ( vgl. lat. esse, altruss. есмь, еси,есть,суть ).

Prдsens

Indikativ Konjuktiv

Sg. 1. bim (-n ) Pl. 1. burum (-n) Sg. sн Pl. sнm (-n)

2. bist 2. birut n sнs(t) sнt

3. ist 3. sint sн sнn

c) In allen Formen auЯer dem Prдsens wird das starke Verb ahd. wesan, sein, existieren ( V. Ablautreihe ) gebraucht :

Prдt. 1.,3. P. Sg. was - 1.P.Pl. warum ( mit spдter Aufhebung des Konsonantenwechsel s - r ); Inf. wesan, spдter durch sнn verdrдngt; Imperativ 2.P.Sg. wis, 2. P.Pl. weset (auch sнt ); P.I. wesanti, spдter seiend ( vgl. heute anwesend, abwesend ). Das P.II fehlt im Ahd. ( mhd. gewesen, gesin, nhd. gewesen )

4. wellen ( nhd. wollen ) Auch hier ist das Prдsens eine umgedeutete Prдteritalform, und zwar Prдt. Konjuktiv ( vgl. nhd. ich mцchte = ich will )

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Prдsens

Sg. 1. willu Pl. wellemes Inf. wellen

2. wili wellet P. I wellenti

3. wili wellent Prдt. wolta ( welta )

Im Mhd und im Nhd. vollzieht sich die Angleichung dieses Verbs an die Prдteritoprasentia.

Alle unregelmдЯigen Verben bewahren ihren eigenartigen Formenbestand auch in der deutschen Gegenwartssprache. Seit der mhd. Zeit schlieЯen sich ihnen auch die Verben haben und werden und bringen an.

5. haben. Im Ahd. war es ein schwaches Verb der III Klasse, also ein regelmдЯiges Verb. Im Mhd. entwickelten sich im Prдsens und Prдteritum kurze zusammengezogene Formen - haben > hвn, habкst > hast, habкt > hat, habкta > hatte.

Deshalb zдhlt man es zu den unregelmдЯigen Verben.

6. werden . Im Ahd. war es ein starkes Verb der III. Ablautreihe : ahd. werden - ward - wurtum - wortan ( d - t ).

Im Mhd. entstand infolge des Ausgleichs der Prдteritalformen des Sg. und des Pl. die Form wurde mit - e im Auslaut, was fьr die 1. ,3. P.Sg. des starken Prдterits nicht typisch ist. AuЯerdem vollzog sich der Ausgleich der Prдeritalformen der Verben dieser Ablautreihe nach der Singularform ( vgl. ahd. helfan - half - hulfum > mhd. half; werfan - warf - wurfum > mhd. warf ) , nur das Verb weden erhielt die Form mit dem Pluralstamm : wurtum - wurde.

Auch im Prдsens hat es seit der mhd. Zeit kurze zusammengezogene Formen : ahd. wirdes (t) - nhd. wird.

7. bringen. Dieses Verb wird zu den unregelmдЯigen Verben gezдhlt, weil seine Prдteritalformen mit dem Ablaut des Stammvokals wie bei den starken Verben und mit dem Dentalsuffix - t - wie bei den schwachen Verben gebildet sind : ahd. bringen - brachta - gebracht.

II. Das Substantiv.

1. Die Kategorien des Substantivs im Ahd., Mhd., Nhd.

2. Die Entwicklung des Deklinationssystems.

3. Der Artikel und die Kategorien der Bestimmtheit - der Unbestimmtheit.

1. Das Substantiv bewahrt im Ahd. die grammatischen Kategorien des Genus ( 3 Geschlechten ), des Numerus ( Singular, Plural ) und des Kasus, die das Urgermanische besaЯ und es seinerseits aus dem Indoeuropдischen ьbernommen hatte. Auch der Flexionstyp der Substantive blieb im wesentlichen noch der alte.

2. Man bestimmt die Deklinationstypen der Substantive im Ahd. nach den stammbildenden Suffixen, da die alten Kasusendungen in vielen Fдllen geschwunden sind :

I. Vokalische Stдmme :

a - Deklination ( m. tag, kuning, n. wort, houbit u.a. )- N.A. - taga

ja - Deklination ( m. hirti, n. kunni " Geschlecht" .)

wa - Deklination ( m. snкo, n. kniu " Knie " . )

i - Deklination ( m. gast. scrit "Schrift ", f. kraft, fart . )

II. Konsonantische Stдmme

n - Deklination ( m. namo, garto "Garten " , boto, herza, ouga ora " Ohr ", zunga, sunna, wituwa .)

nt - Deklination ( m. friunt, fiant " Feind " )

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r - Deklination ( m. bruoder, fater, f. muoter , tohter . )

ir - Deklination ( n. lamb - lembir , kalb, huon, blat . )

Im Ahd. und Mhd. vollzieht sich der Wandel der Deklinationsystems. Entscheidend dafьr war die Abschwдchung der unbetonten Vokale in den stammbildenden Suffixen, die zu Kasusendungen wurden. Unterschiedliche Endungen a, o, i, u wurden zu - e abgeschwдcht und im Mhd. verteilt man die Substantive in zwei Deklinationstypen - starke und schwache Deklination - nach dem grammatischen Geschlecht. Die vokalischen Stдmme bilden die starke Deklination mit dem Merkmal - der Genitivendung - s im Sg., die konsonantischen n- Stдmme liegen zugrunde der schwachen Deklination. Die ьbrigen konsonantischen Stдmme schlossen sich der starken Deklination an. Im Fnhd. entwickelte sich die Deklination der Feminina mit der Nullendung im Sg.

Infolge der Abschwдchung der unbetonten Vokale reduzierte sich die Zahl der Kasusendungen von 43 auf 9 im Mhd. und auf 4 im Nhd.

3. Die Entwicklung des Artikels beginnt im Ahd. Zuerst entwickelt sich der bestimmte Artikel ther, thiu, tha3 , dem ein Demonstartivpronomen zugrunde liegt. Der bestimmte Artikel ist im Ahd. noch im Werden. Er wird nur mit konkreten Substantiven gebraucht, um einen einzelnen Gegenstand zu bezeichnen : z. B. :

Sliumo bringet tha3 erira giuuti. Bringt schneller das beste Gewand.

Im Ahd. kommen bereits vereinzelte Formen des unbestimmten Artikels vor : "Einen kuning wue3 ich, hei3it her Hludwig.

Doch der regelmдЯige Gebrauch des unbestimmten Artikels entwickelt sich erst in der mhd. Zeit. Vgl. im " Nibelungenlied " :

Es wuochs in Burggonden ein viel edel magadin .


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