Deutsche Sprachgeschichte
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- 3. Die i/e stimmhaften behauchten Explosivlaute bh, dh, gh wurden im Urgermanischen zu stimmlosen unbehauchten Frikativlauten ( b, d, g.) oder zu stimmhaften unbehauchten Explosivlauten b, d, g, dh. bh> b> b, dh> d> d, gh>g> g z. B. :

sanskrit= ai. bhratar, русс. брат - got. bropar, as. brothar, e. brother,

ahd. bruodar

ai. rudhiras, tschech. rudy ( rot) , русс. рудой, рыжий - got. raups,

Gen. raudis, ahd. rot.

ai. stighnomi, русс. настигаю,griech. steicho - got. steigan, ahd. stigan

2) Das Vernersche Gesetz.

Aber die i/e stimmlosen Explosivlaute p, t, k wurden zu stimmlosen f, p, h, nur wenn

der Wortakzent unmittelbar auf dem Vokal vor diesen Explosivlauten lag, also :

- f, - p, - h. In allen anderen Fдllen wurden sie stimmhaft , also :

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f, p, h > b, d, g, spдter b, d, g in : - - b, b - >b, - - d - > d; - - g, g - >g

Diese GesetzmдЯigkeit formulierte 1877 der dдnische Gelehrte Karl Werner und sie wird das Vernersche Gesetz genannt.

z.B. русс. свёкор - ahd. swehur

aber свекровь ahd. swigar.

So kann Karl Verner zu der SchluЯfolgerung, daЯ wдhrend der I. Lautverschiebung der Wortakzent im Urgermanischen noch frei wie im Indoeuropдischen war.

Derselbe akzentbedingte Wandel betraf das urgermanische S , das zum stimmhaften

[ Z ] wurde, wenn nicht der unmittelbar vorausgehende Vokal den Akzent trug, also - s,

aber - - z, - z -.

Spдter wurde z zu r. Diesen Wandel nennt man den Rhotazismus ( vom griech. ro = r ),

und so wechseln s und r, z.B.

ahd. wesan - was - warum ср. Андрей - Анджей

nhd ( wesen) - war - waren Анри - Анжей

3) Der grammatische Wechsel. Da der Akzent im Indoeuropдischen und im frьhesten rgermanisch = frei, beweglich war, lag er ( der Wortakzent ) bald auf dem Wur-zelmorphem, bald auf dem Flexionsmorphem bzw. auf dem affixalen Morphem. Deshalb wirkte das Vernersche Gesetz nur auf einen Teil der Wortformen bzw. der Wцrter einer Wortfamilie. Dadurch entstand der sog. grammatische ( Konsonanten )-Wechsel, d.h. der Wechsel stimmloser und stimmhafter Frikativlaute f, p, h, s / b, d, g, z.

Dieser Wechsel blieb auch in den germanischen Einzelsprachen nach der Festlegung des Akzents auf der ersten (Wurzel)silbe erhalten. So hat z.B. das Deutsche den grammatischen Wechsel :

f / b > : die Hefe - heben

ahd. hefe - heffen - huob - um - gehoben

darben - bedьrfen

p > d > d / d > t :

schneiden - schnitt - geschnitten

der Schneider - der Schnitter

h / g > g :

ziehen - zog - gezogen

s / z > r :

war - gewesen; verlieren - der Verlust,

frieren - der Frost.

4) Die Akzentverschiebung . Eine wichtige Neuerung des Urgermanischen war auch der Wandel der Akzentverhдltnisse. Das Indoeuropдische hatte einen freien, beweglichen Akzent. DaЯ auch das дlteste Urgermanisch einen freien Akzent haben muЯte, geht aus dem Vernerschen Gesetz hervor. Doch vermutlich noch wдhrend des Ablaufs der germanischen Lautverschiebung hat sich im Urgermanischen der Ьbergang zur Anfangsbetonung vollzogen, die alle altgermanische Sprachen aufweisen ( haben ).

Die Festlegung des Akzents auf die erste ( Wurzel -)silbe des Wortes hatte weitgehende Folgen fьr die weitere Entwicklung des phonologischen Systems und der morphologischen Struktur der germanischen Einzelsprachen. Die Festlegung des Akzents auf die erste Silbe fьhrte im Deutschen :

- zu der Abschwдchung der verschiedenen unbetonten Vokale zu [ 8 ]

- zu der Reduzierung der Silbenanzahl in der Wortstruktur, zu der Vereinfachung der

Kasusflexionen der Substantive und der Personalendungen der Verben.

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- und als Folge dessen entstand spдter im Deutschen die obligatorische Zweigliedrig -keit im Satz ( Subjekt - Prдdikat ). z.B.:

Beispiele fьr die Abschwдchung der unbetonten Vokale

ahd. machota > mhd. machete - nhd. machte

herizogo > herzoge - Herzog

menisco > mensche - Mensch

diutisc > diutsch - deutsch

sconi > schцne - schцn

1. gibu - ich gebe

2. gibis - du gibst

3. gibit - er gibt

1. gebames - wir geben

2. gebet - ihr gebt

3. gebaut - sie geben

Thema III. Das Werden der deutschen Sprache.

Plan

1. Die Herausbildung der deutschen Nationalitдt.

2. Das Wort " deutsch ".

1. Die deutsche Nationalitдt ist aus den westgermanischen GroЯstдmmen der Franken, Bayern, Alemannen, Thьringer und Sachsen in der Zeit vom V-VI Jh. bis zur Mitte des XI. Jahrhunderts hervorgegangen. Eine fьhrende Rolle bei der Herausbildung der deutschen Nationalitдt spielten auf der Anfangsstufe dieses Prozesses die Franken. Nach der Eroberung der rцmschen Provinz Gallien grьndeten die Franken 486 das Frankenreich, das die frдnkischen Territorien цstlich des Rheins und das neueroberte Gallien vereinigte. Hier beginnt die intensive Enwicklung der feudalen Gesellschaft. 496 nehmen der frдnkische Kцnig Chlodwig und der Adel das Christentum an. Die Sprache des katholischen Gottesdienstes, das Latein, wird auch zur Amtssprache des Staates. Das Frankenreich besteht bis zur Mitte des IX. Jahrhunderts. Es erlebt seine Blьtezeit in der spдtfrдnkischen Zeit, unter Karl dem GroЯen aus dem Geschlecht der Karolinger ( 724 - 814 ). Unter Karl dem GroЯen breitet sich das Frankenreich auf das Territorium vieler europдischer Lдnder aus.

Der ZusammenschluЯ der Franken, Alemannen, Bayern, Thьringer und Sachsen im frдnkischen GroЯreich legte den Grundstein zu ihtem Zusammenwachsen zu einer Nationalitдt. Doch konnte dieser ProzeЯ im Rahmen des Frankenreiches nicht abgeschlossen werden. Das Frankenreich war ein mehrsprachiger, ethnisch bunter, lockerer Staat, der keine einheitliche цkonomische Basis besaЯ und schwach zentralisiert war.

Ein entscheidener Schrift zur endgьltigen Herausbildung der deutschen Nationalitдt

war die Aufteilung des karolingischen GroЯreichs unter den Enkeln Karl des GroЯen,

die Trennung seines westlichen ( franzцsischen ) Teils von dem цstlichen ( deutschen ) und die Abgrenzung in Sprachgruppen.

Durch den Vertrag von Verdun im Jahre 843 entstanden 3 Reiche :

1. Karl der Kahle erhielt das Ostfrдnkische Reich ( das spдtere Frankreich );

2. Ludwig der Deutsche erhielt das Ostfrдnkische Reich ( das spдtere Deutschland);

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3. Lothar erhielt das Mittelreich ( Italien und das Gebiet zwischen dem Rhein, der Schelde und der Rhone, das spдter nach ihm Lotharingien benannt wurde ).

Von der sprachlichen Teilung, die sich nach der Aufspaltung des frдnkischen GroЯreichs vollzogen hatte, gibt eine Vorstellung das Schriftdenkmal " Die StraЯburger Eide ". Dieses Dokument entstand 842. Es enthдlt den Text des Eides Karls des Kahlen und Ludwig des Deutschen und ihrer Heere, womit sie ihre Bundesgenossenschaft im Kampf gegen Lothar beschwцren muЯten. Wie alle Dokumente jener Zeit wurde er in lateinischer Sprache abgefaЯt. Damit aber beide Heere den Eid verstehen konnten, wurde er auch in zwei heimische Sprachen ьbertragen : in rцmisch ( d.h. altfranzцsisch ) und in rheinfrдnkisch ( eine ahd. Mundart ).


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